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Mietcamping, Microcamping, klassisches Campen? Interview mit einem erfolgreichen Campingunternehmer aus Frankreich

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Viele Campingplätze investieren in Mietcamping und Glamping, wie unser vorheriger Interviewpartner Loek van de Loo. Andere wiederum begrüßen ausschließlich Gäste, die mit eigenem Zelt, Caravan oder Wohnmobil anreisen. Lesen Sie dazu hier unser Interview mit Mathieu Maurel, Besitzer von Camping Beauregard im südfranzösischen Marseillan Plage. Er setzt auf Campinggäste, die mit ihrer eigenen Campingausrüstung anreisen. Eines der wesentlichen Merkmale des Campingplatzes ist, dass es keine Mietunterkünfte gibt.

ADAC Camping: Monsieur Maurel, dürfen wir den Grund erfahren, warum auf Ihrem Campingplatz Beauregard, anders als auf vielen anderen französischen Plätzen, gar keine Mobilheime stehen?

Mathieu Maurel: Ich war Lieferant im Lebensmittelbereich, als ich 2008 in die Campingbranche wechselte. Damals war ich etwas erstaunt, dass für viele der Profit wichtiger als ein guter Kundenservice war. Für uns war und ist Camping jedoch ein Family-Business. Wir entschieden uns, auf Qualität statt Quantität zu setzen, Urlaubs-“Delikatessen” statt standardisierter Massenprodukte anzubieten. Eine Entscheidung für unsere Gäste und für uns – dafür, wie wir leben wollen.

Am Meer zu leben und professionell zu arbeiten, auf einem besonders schönen Fleckchen Erde, ist ein Privileg. Hier wollen wir keine Mobilheime, sondern klassisches Camping anbieten. Die Entscheidung haben wir nie bereut – sowohl in beruflicher als auch in persönlicher Hinsicht.

 

Wie hat Mietcamping die Branche verändert?

Die starke Ausrichtung der Branche auf Mietcamping hat dazu geführt, dass auch Gäste der klassischen Campingplätze Mietunterkünfte buchen. Trotzdem hielten sich die klassischen Stellplätze für Gäste mit eigener Ausrüstung mit den Stellplätzen für Mietunterkünfte bisher noch einigermaßen die Waage. Aber die zunehmende Macht einiger großer Unternehmen, die das Mietcamping an beliebten Küsten ausbauen, fordern auch Opfer: Campingfans, die mit ihrer eigenen Ausrüstung keinen schönen Platz mehr finden.

 

Können Campingplätze langfristig beides anbieten – das klassische Camping mit eigener Ausrüstung und das Mietcamping? Oder vertragen sich die beiden Zielgruppen nicht?

Das pauschale Gegenüberstellen ist aus meiner Sicht nicht mehr zeitgemäß. Vielmehr halte ich heute das modulare, flexible und ressourcenschonende Gestalten eines Campingplatzes für entscheidend.

Das bedeutet auch, unsere Produkte und Services im positiven Sinne zu vereinfachen. Die Entscheidungen aus der Vergangenheit, besonders die Eingriffe in die Natur, zwingen uns beinahe dazu, zur ursprünglichen “DNA” eines Campingplatzes zurückzukehren. Das heißt: Der Platz wird für eine Zeit zur Erholung genutzt, um dann wieder in seine ursprüngliche, natürliche Form gebracht zu werden.

Ein Beispiel für die modulare Nutzung ist der Food Truck. Er kann ressourcenschonend versetzt oder wieder entfernt werden. So unterstützt er die ökologische Transformation eines Campingplatzes. Ein weiteres Beispiel sind unsere selbstentwickelten, individuellen Sanitäranlagen. Wir können sie leicht auf dem Gelände versetzen, sodass die Versiegelung nicht zunimmt und die Ressourcen geschont werden.

 

Begrüßen Sie manchmal Gäste, die vorher Mobilheime oder Mietzelte gebucht haben und sich dann eine eigene Campingausrüstung angeschafft haben?

Seit der Corona-Pandemie sehen wir eine neue Gruppe von Gästen: Familien, die in Vans und Reisemobilen anreisen und oft aus den urbanen Zentren kommen. Sie haben vorher Hotels, Mobilheime oder Airbnb gebucht, wollen aber jetzt einfach “raus” ins Freie. Ob dieses Phänomen nur durch Corona verursacht wurde oder ein grundlegender Trend ist, können wir nicht genau sagen. Wir begrüßen außerdem Gäste, die früher einen Wohnwagen hatten, dann zum Mietcamping ins Mobilheim wechselten und jetzt wieder zu ihrer ersten Liebe, dem Urlaub im Wohnwagen, zurückkehren.

 

Wie schätzen Sie den Trend zum Microcamping, dem Kampieren auf privatem Grund mit sehr wenigen Stellplätzen, ein? Ist er Chance oder Risiko für die Campingplatz Unternehmer?

Microcamping und damit die “Uberisierung” in unserer Branche sehen wir als Herausforderung. Denn die Betreiber von Vermittlungsplattformen reinvestieren ihre Gewinne nicht in die Campingplätze, nicht in die Produkte. Das sehen wir in der Hotelbranche mit dramatischen Folgen für manche traditionell betriebenen Hotels. In Frankreich haben wir, insbesondere dank unseres Verbandes FNHPA (Fédération Nationale de l’Hôtellerie de Plein-Air), die Herausforderung gegenüber Booking und Reiseveranstaltern gemeistert.

Ich denke, wir sollten für unsere Reaktion auf Microcamping dieselbe Energie aufbringen. Unsere Kosten sind zwangsläufig höher als die eines Vorgartenbesitzers, der seinen Rasen mäht, um drei Wohnmobilplätze anzubieten. Richtige Campingplätze müssen hingegen ein Vielfaches an regulatorischen und sicherheitstechnischen Auflagen erfüllen und bieten umfassende Urlaubsqualität.

 

Herr Maurel, vielen Dank für das Gespräch.